Studie zur lokalen Zivilgesellschaft und deren Bedarfe in der Region Tschernihiw
Das Deutsch-Ukrainische Büro in Düsseldorf hat am 23. 5. 2024 eine Studie zur lokalen Zivilgesellschaft und deren Bedarfe in der Region Tschernihiw vorgestellt.
Die Studie ist im Original auf Englisch und Ukrainisch veröffenticht.
Diese Untersuchung wurde vom Team des Deutsch-Ukrainischen Büros im Rahmen des Projekts "Local Resilience & Reconstruction: Kapazitäten der ukrainischen Zivilgesellschaft in der Region Tschernihiw" mit finanzieller Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) durchgeführt.
Nachfolgend eine Zusammenfassung der wesentlichen Inhalten auf Deutsch (Übersetzung Gerhard Bley):
Die Oblast Tschernihiw ist ein äußerst relevantes Beispiel für die Untersuchung der ukrainischen Zivilgesellschaft und ihrer Reaktion auf die täglichen Herausforderungen des Krieges, während sie gleichzeitig zum Wiederaufbau der zerstörten Gemeinden beiträgt.
Die umfassende russische Aggression hat die an Russland grenzende Oblast Tschernihiw verwüstet und macht sie zu einer der am stärksten betroffenen Regionen der Ukraine. Die teilweise Besetzung der Region im Jahr 2022 und der Artilleriebeschuss, der nach wie vor regelmäßig zivile Opfer fordert, haben jedoch zu einem starken Impuls für den sozialen Zusammenhalt, freiwillige Aktivitäten und die Zusammenarbeit zwischen den lokalen Behörden und den Organisationen der Zivilgesellschaft (CSO) geführt.
Nach dem Ausbruch des Krieges wurden in der Region rund 400 neue gemeinnützige und öffentliche Organisationen registriert. Gleichzeitig stellten viele Freiwilligeninitiativen kurz nach der Räumung ihre Tätigkeit ein oder arbeiteten ohne Registrierung weiter. Gleichzeitig sind wirksame öffentliche Initiativen in der Oblast ungleichmäßig vertreten, hauptsächlich in städtischen Gemeinden: Tschernihiw, Nischyn, Koriukiwka, Horodnia und Mena.
Zweifelsohne hat der Krieg in vollem Umfang zu Anpassungen in der Arbeit der Zivilgesellschaft geführt. Organisationen, die vor dem 24. Februar 2022 registriert waren, haben ihre Aktivitäten zumindest teilweise auf humanitäre Bedürfnisse und militärische Freiwilligenarbeit umgestellt. Einige von ihnen (darunter auch die Befragten dieser Studie) haben sich in der einen oder anderen Form am dringenden Wiederaufbau beschädigter Einrichtungen beteiligt.
Die Befragten sehen das Geheimnis ihrer eigenen Widerstandsfähigkeit in den Werten, die sie zu verteidigen bereit sind, und in ihrer Professionalität. Flexibilität, horizontale Verbindungen und persönliche Motivation halfen ihnen, sich an neue Herausforderungen und Arbeitsbedingungen anzupassen. Gleichzeitig ist die Nachhaltigkeit öffentlicher Initiativen im Kontext eines begrenzten Zugangs zu Finanzmitteln fraglich.
Die größten Herausforderungen für zivilgesellschaftliche Organisationen in der Oblast Tschernihiw sind finanzielle Unsicherheit, unzureichende technische Ausrüstung, Burnout und fehlende Humanressourcen.
Die ersten Erfahrungen mit dem Wiederaufbau in der Oblast haben gezeigt, dass Gebietskörperschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen natürliche Verbündete sind und zum Wohle der Gemeinschaft zusammenarbeiten sollten. Gleichzeitig fungieren die Gebietskörperschaften oft als treibende Kraft des Wiederaufbaus, während die zivilgesellschaftlichen Organisationen die Durchführenden oder Akteure sind, die Zuschüsse einwerben. Solche Partnerschaften sind für beide Seiten von Vorteil.